Nach den ersten Vorläufern vor ein paar Tagen hat heute die Rebblüte so richtig eingesetzt. Bei frühblühenden Sorten in warmen Lagen findet man ohne langes Suchen Gescheine (so heißen die Trauben bis zur Blüte) bei denen sich schon einzelne Blüten geöffnet haben.
Da der Blütebeginn heuer so eindeutig zu definieren ist, wie selten werde ich den 22. Mai in meinen Aufzeichnungen notieren. Die Blüte und der Verfärbungsbeginn der blauen Trauben sind wichtige Stichtage im Verlauf der Traubenentwicklung und können helfen, vorsichtige Prognosen für den Erntetermin zu erstellen wenn man sie mit den Daten anderer Jahre vergleicht:
2000: Blüte abgeschlossen Ende Mai (Anf. Juni)
Lese Muskat Ottonel (meist ident mit dem Erntebeginn): 4. September
2001: Blütebeginn um den 28. Mai (kühles Wetter)
Lese Muskat Ottonel: 20. September
2002: Blütebeginn 25. (bis 28.) Mai (drei Tage feucht-warm)
Lese Muskat Ottonel: 10. September
2003: Blütebeginn um den 25.-26. Mai, warmes, schwüles Wetter, rasche Blüte, nach ca. 10 Tagen ziemlich gelaufen
Lese Muskat Ottonel: 22. August
2004: Blütebeginn 9.6., v.a. anfangs recht rasch verlaufend (lange kühl, zur Blüte warm)
Lese Muskat Ottonel: 27. September
2005: Blütebeginn 2. Juni
Lese Muskat Ottonel: 23. September
2006: Blütebeginn 10. Juni, lange kühl und dann sehr warm, sehr rasche Blüte, Hauptblüte bei allen Sorten gleichzeitig, nach einer Woche ziemlich gelaufen
Lese Muskat Ottonel 26. September
Wenig überraschend kann man daraus schließen, daß wir heuer mit einer frühen Weinlese rechnen können. Auch wenn eine frühe Lese meist mehr Streß für die Winzer bedeutet (höhere Erntetemperaturen machen eine rasche Traubenverarbeitung noch wichtiger) sagt das weder über die Qualität noch über den Stil des Jahrgangs etwas aus.
Allein der Vergleich zwischen 2003 und 2002 macht das deutlich: Die Blüte begann praktisch am gleichen Tag (und durchaus vergleichbar mit heuer), beide Jahre waren (speziell für die Roten) sehr gut, aber beide stilistisch grundverschieden.
Die 2003er sind geprägt vom heißen trockenen Sommer und präsentieren sich üppig, konzentriert und sehr rund. 2002 hingegen war deutlich feuchter (Hochwasser in Deutschland und Österreich) und etwas kühler und die Weine zeigen sich etwas feingliedriger mit mehr Tannin und Säure.
Wichtiger als das Datum ist uns bei der Blüte das Wetter. Kalte, feuchte Witterung in den nächsten zwei Wochen würde nicht nur die Blüte verzögern, sondern auch zum Verrieseln von Gescheinen führen. Dabei werden viele der kleinen Blüten nicht befruchtet und entwickeln sich deshalb nicht weiter. Den Trauben fehlen somit viele Beeren und der Ertragsausfall kann bei empfindlichen Sorten (Muskat Ottonel, z.T. auch Blaufränkisch) im Extremfall bis zu 60 oder 70 Prozent betragen.
Wenn aber das Wetter halbwegs stabil bleibt, sollte die Blüte in etwa zwei Wochen vorbei sein und wir werden bei „Mörbisch zur Weinblüte“, unseren „Tagen der offenen Kellertür“ von 8. bis 10. Juni, wohl wiedereinmal „nur“ das Ende der Blüte feiern können.
Auch bei uns geht es los, ich rechne das wir an Pfingsten in der Vollbüte sind. Werde auch noch darüber bloggen!!
Dann drücken wir mal die Daumen für einen raschen und problemlosen Blüteverlauf 🙂
Wir rechnen hier an der Mosel mit der Vollblüte nach Pfingsten. Ich denke, das auch ich darüber berichten werde und drücke allen Kollegen die Daumen, das die Blüte problemlos verläuft.
Harald Steffens
Im Südbadischen Markgräfler Land, wo wir heuer schon im April mit extrem vielen „Sommertagen“ verwöhnt wurden, rechnen wir schon diesen Freitag mit der Vollblüte! Habe dazu heute auch schon geblogt.
Herzliche Grüße, Lars Breidenbach.