Weingarten-Restaurierung, Version 1

Vor einigen Wochen konnten wir in einer unserer besten Lagen, dem Mörbischer Goldberg eine Nachbarparzelle kaufen, die von ihrem Besitzer in den letzten Jahren nur mehr recht notdürftig gepflegt worden war.

Aus verschiedenen Gründen entschieden wir uns nach dem Kauf anders als sonst in solchen Fällen dafür, den Weingarten nicht zu roden, sondern zu „restaurieren“.

In den letzten Tagen haben wir zu diesem Zweck zahlreiche morsche Holzpfähle des Drahtrahmens entfernt und durch neue ersetzt, die Verankerungen des Drahtrahmens am Ende der Reihen erneuert, alle Holzstecken bei den Rebstämmen durch Metallstäbe ersetzt, diese am Drahtrahmen fixiert und daran die nicht immer besonders gerade gewachsenen Stämme ausgerichtet und festgebunden.

Nach diesen Arbeiten sieht der ganze Weingarten wieder sehr gerade und exakt aus. Für eine maschinelle Bearbeitung ist das unerläßlich, um Verletzungen der Rebstöcke zu vermeiden. Zumal es sich um sehr schmale Rebzeilen handelt, die wir mit unseren Geräten gerade noch bearbeiten können.

In den nächsten Wochen werden wir den seit Jahren auch unter den Stöcken begrünten Boden umbrechen und damit eine Mobilisierung der in den Grünpflanzen (Problemunkraut Quecke vulgo Baier) fixierten Nährstoffe bewirken. Zusätzlich werden wir wahrscheinlich eine maßvolle Düngung durchführen, da die Reben zuletzt wegen Nährstoff- und Wassermangel (durch die Begrünung während der trockenen Sommermonate) nur sehr kümmerliche Triebe (und Trauben) entwickelt haben.

Diese Maßnahmen sollten nach unseren Erfahrungen/Erwartungen noch in diesem Jahr die Lebensgeister in den sehr schwachen Rebstöcken wecken, ein vernünftiges Wachstum mit genügend Blättern bewirken und einen qualitativ und quantitativ zufriedenstellenden Ertrag im Herbst.

Winzerkollegen mit professionellen PR-Beratern würden daraus wohl folgende Presseaussendung basteln:

Zurück zu den Wurzeln

Während das Burgenland heute vor allem für seine Rot- und Süßweine bekannt ist, hält Bernhard Fiedler vom Weingut Grenzhof-Fiedler in Mörbisch ganz gegen den Trend dem Weißwein die Stange. Dabei setzt er auf die wichtigste und traditionsreichste Weißweinrebe des Burgenlandes, den Grünen Veltliner, dessen burgenländische Identität durch den Rotweinboom der letzten Jahre völlig in Vergessenheit geraten ist.

Nach mühevoller Suche fand Bernhard Fiedler eine Parzelle in der Mörbischer Top-Lage Goldberg, die mit alten Veltliner-Reben in hoher, qualitätsfördernder Pflanzdichte bestockt ist. Es gelang ihm, diese Parzelle zu erwerben und er scheute keine Kosten und Mühen, um die alte Anlage zu rekultivieren. Schließlich handelt es sich dabei um eine alte Selektion von Veltliner-Reben, die nicht durch die moderne Klonenzüchtung auf Massenertrag getrimmt wurde. Und die tiefreichenden Wurzeln der alten Stöcke lassen besonders ausdrucksstarke Weine erwarten.

Wie alte Aufzeichungen belegen, ist der Mörbischer Goldberg besonders für den Grünen Veltliner geeignet. Sein karger, aber tiefgründiger Urgesteinsboden auf Millionen Jahre alten Glimmerschieferablagerungen fördert die mineralische Würze des Veltliners, die Ostneigung läßt die Trauben von der Wärme des Neusiedlersees profitieren und direkt anschließende Wald im Westen schützt vor allzu heftigen Winden und sichert den Weinen mit seinem kühlenden Einfluß eine harmonsiche Säurestruktur.

Um das Terroir im Wein besonders zur Geltung zu bringen, soll die erste Ernte des „neuen“ alten Weingartens in traditionellen 500-Liter-Fässern mit der natürlichen Hefeflora vergoren werden und zumindest ein Jahr auf der Hefe reifen. Mittelfristig ist für Bernhard Fiedler eine biologisch-dynamische Bewirtschaftung vorstellbar, um auch die allerletzten Nuancen des Terroirs unverfälscht herausarbeiten zu können. Erste Versuche in dieser Richtung laufen bereits.

Liest sich gut, oder?

Wie ein weniger PR-begabter, dafür aber realistischerer Winzer die Weingartenrestaurierung erklärt, gibt es demnächst hier in der Version 2 zu lesen.

3 Gedanken zu „Weingarten-Restaurierung, Version 1“

  1. Liest sich nicht schlecht, hat aber doch einen kleinen Mangel 🙂 Der Journalist, wie ich einer bin, freut sich immer, wenn er recht schnell erfährt, worum es geht. Eine PR-Meldung sollte den Aufbau einer echten Meldung haben: Das Wichtigste zuerst. Der Einstieg wäre besser also so: Gegen den Trend im Burgenland baut Winzer BF seinen Bestand an Grünem Veltliener aus. Er erwarb ….. Dann weiter wie im Text oben 🙂

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