Die unendliche Geschichte (5)

Seit der praktischen Umsetzung der neuen Möglichkeiten des Weingesetzes, herkunftsbezeichnete DAC-Weine zu etablieren in bislang fünf Weinbaugebieten haben sich einige positive Aspekte herauskristallisiert:

Chancen

Der Werbeeffekt

Die Einführung von DAC-Weinen garantiert einem Weinbaugebiet für einige Zeit eine große mediale Aufmerksamkeit. Nicht nur Weinmagazine greifen das Thema dankbar auf, in der Regel gut unterstützt durch die Marketingorganisationen des jeweiligen Gebietes und der ÖWM.

Am stärksten bekam diesen Aufwind sicherlich das Weinviertel zu spüren. Zum einen, weil es das erste Gebiet mit den „neuen“ Weinen war, wahrscheinlich aber auch weil es aus einer Außenseiterposition (was die mediale Wahrnehmung betrifft) ins Rampenlicht getreten ist, und ganz sicher deshalb, weil für österreichische Verhältnisse enorm viel Geld in Werbung und Öffentlichkeitsarbeit gepulvert wurde.

Druck auf die Winzerschaft

Der Diskussionsprozess vor der Definition des DAC-Weinstils bringt die Weinbauernschaft in den einzelnen Gebieten dazu, sich Gedanken über die Stärken und Besonderheiten der eigenen Region zu machen.

Im besten Fall entsteht dabei unabhängig von den DAC-Weinen selbst ein neues Selbst-Bewußtsein, das sich positiv auf die gesamte Region auswirkt, auch wenn es viele Facetten dieses Diskussionsprozesses nicht in den Kompromiß schaffen, den letztlich jede DAC-Definition darstellen muß.

Sind die Regeln dann definiert, bewirkt allein schon die normative Kraft des Faktischen eine weit stärkere Geschlossenheit der Weinbauern, als ohne ähnliche Vorgaben jemals zu erreichen wäre. Denn auch die meisten Skeptiker können oder wollen es sich nicht leisten, mit ihren Weinen im Schatten der Aufmerksamkeit für die neuen DAC-Weine zu stehen.

Neue Geldquellen

Die Einführung von DAC-Weinen ermöglicht die praktische Durchsetzung einer rechstssicheren Einhebung von Werbekostenbeiträgen von den teilnehmenden Weinbauern.

Während nämlich die gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtbeiträge an die ÖWM juristisch nicht ganz unumstritten sind (siehe dazu das deutsche CMA-Urteil) und „herkömmliche“ Gebietsweinvereine mit freiwilliger Mitgliedschaft  kaum Druck auf Trittbrettfahrer ausüben können, basieren die Vereine und Institutionen, die die DAC-Weine administrieren zwar auf (rechtlich unproblematischer) Freiwilligkeit, haben aber in der Praxis eine nicht unerhebliche  juristische und marketingmäßige Macht.

Kurz gesagt: Kein Winzer ist gezwungen, DAC-Weine zu produzieren, und sich an deren Werbekosten zu beteiligen. Der medialen Aufmerksamkeit, die diese Weine erhalten, und dem dadurch entstehenden Marktdruck werden sich aber viele Weinbauern nicht entziehen können. Und damit auch nicht den damit verbundenen Werbekostenbeiträgen.

Neben einer soliden Eigenfinanzierung eröffnen DAC-Weine auch die Chance auf neue Fördermöglichkeiten. Die Ausrichtung des EU-Weinrechtes auf eine Stärkung von herkunftsbetonten Weinstilen ermöglicht es nämlich, für die Bewerbung von DAC-Weinen Gelder zu lukrieren, die Weinbaugebieten ohne solche Weinetypen nicht zur Verfügung stehen.

Begleitende Projekte

In vielen DAC-Gebieten wird die Einführung der herkunftsbezeichneten Weine von zahlreichen ergänzenden Aktivitäten begleitet. Viele davon wären auch schon vorher umsetzbar gewesen, aber die DAC-Diskussion scheint da eine beschleunigende Wirkung zu haben, sei es, weil zuvor das Geld dafür gefehlt hat, die Motivation oder einfach der Ansatzpunkt.

Von den verschiedenen Fachvorträgen und der angewandten Forschung profitieren natürlich nicht nur die Herkunftsweine, sondern das gesamte Gebiet.

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