Auch die geübtesten (Blind-)Verkoster sind nur Menschen. Und den besten von ihnen ist immer bewußt, dass irren zum Menschsein dazugehört und es in (Wein-)Geschmacksfragen niemals eine richtige, eine alleingültige Meinung geben kann.
Verkostungserlebnisse, die mich daran erinnern, zählen deshalb zu meinen wichtigsten Erfahrungen:
Sowas muß man mit Humor nehmen
Unseren Erfahrungen nach hat die von der Landwirtschaftskammer veranstaltete burgenländische Landesweinprämierung ihre eigenen Gesetze. Und da die Verkostungstermine für unsere Weine ohnehin meist zu früh sind, unser Weinstil von der Jury offenbar nicht unbedingt honoriert wird, und die zu erringenden Goldmedaillen ohnehin nur eine sehr beschränkte Marktrelevanz haben, nehmen wir seit Jahren nur noch sporadisch oder gar nicht daran teil.
Leider ist sie (beinahe) die einzige Möglichkeit, sich für den heimischen Weinsalon zu qualifizieren, der einen gewissen Werbewert bietet. Deshalb entschloß ich mich nach längerer Pause im Jahr 2005 mit unserem Cabernet Sauvignon 2003 wieder einmal mein Glück zu versuchen.
Alle Voraussetzungen schienen günstig: Der Wein kam einige Monate vor der Verkostung in die Flasche und war deshalb in guter Form. Trotz seiner Jugend war er jahrgangsbedingt relativ zugänglich und seine Tanninstruktur alles andere als hart und abweisend.
Außerdem ist der Cabernet jener Wein auf unserer Karte, der den deutlichsten Holz- und vor allem Toastingeinfluß zeigt und der deshalb gerade in Blindverkostungen einiges hermacht. Das der Wein selbst meiner Meinung nach von sehr sehr guter Qualität war (und ist), versteht sich von selbst und wurde später mehrfach bei anderen Verkostungen von diversen Fachmedien immer wieder bestätigt.
Die Blindverkoster der Landesweinprämierung sahen das aber anders. Unser Cabernet Sauvignon 2003 wurde mit einem lächerlich niedrigen Punktewert abgefertigt.
Über eine Silbermedaille, die so etwas wie einen Trostpreis darstellt, den praktisch jeder halbwegs trinkbare Wein erhält, hätte ich mich richtig geärgert. Aber darüber, dass es nicht einmal dafür gereicht hatte, konnte ich nur noch laut loslachen.
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