Heute war ich ausnahmsweise schon um halb acht „fertig“, was ohne Pausen etwa einem 11-Stunden-Tag entspricht. Die Lesehelfer arbeiten zwar „nur“ neun Stunden, sind aber genauso müde, da die hohen Temperaturen die Arbeit noch beschwerlicher machen.
Die Arbeit des Kellermeisters hinkt der Lese ja hinterher, und bis jetzt ist noch nicht allzuviel im Keller bzw. in Gärung. Richtig rund geht es in ein paar Tagen. Dann gärt der erstgelesene Muskat immer noch und die heute gelesenen Weißburgunder und Chardonnay-Moste auch schon und die vier verschiedenen Zweigelt-Chargen sind in der Endphase der Gärung. Das bedeutet zusätzlich zur Verarbeitung der laufend hereinkommenden Trauben jede Menge Gärungsverläufe zu kontrollieren und zu protokollieren, Moste zu belüften, Rotweinmaischen rundzupumpen, Temperaturen zu kontrollieren, Aufzeichungen zu führen, Behälter vorzubereiten, und, und, und.
Die aktuelle Lage:
Der Muskat gärt eifrig vor sich hin. Die letzten Zweigelt-Trauben sind gelesen und alle vier Chargen haben bereits mit der Gärung begonnen. Die Trauben waren reif und die Schalen zwar da und dort schon recht dünn und im Vorstadium zur Botrytis, weitgehend allerdings intakt und durchaus vielversprechend. Der Tank, den wir am Montag gelesen haben, und der daher am weitesten ist, zeigt schon eine ziemlich dunkle Farbe, obwohl zwei Tage und eine Gärstarttemperatur von nur etwas über 20 °C für die Farbauslaugung aus der Schale eigentlich sehr wenig sind.
Der Chardonnay hat mit über 20 °KMW eine sehr hohe Zuckergradation und von einzelnen Botrytisnestern abgesehen waren die Trauben bei der heutigen Lese in einem guten Zustand. Wie hoch die in dieser Lage üblicherweise sehr hohe Säure (noch) ist, werde ich morgen analysieren.
Auch der erste Pinot blanc im Keller – von unserem ältesten Weingarten, bei dem wir die Trauben ausgedünnt haben – ist mit 19,5 °KMW sehr reif. Fertig vergoren wird er wohl bei etwas über 13 % Alkohol liegen. Die Trauben waren in noch besserem Zustand als der Chardonnay und ich erwarte mir daher eigentlich sehr viel.
In den nächsten Tagen werden wir nach und nach Grünen Veltliner, Welschriesling und die weiteren Pinot-blanc-Weingärten lesen. Die Reihenfolge wird das Wetter, der Gesundheitszustand der Trauben und natürlich die Reife bestimmen.
Im Burgenland dürfte die Erntemenge nicht so niedrig sein, wie nach dem eher schlechten Blütewetter Anfang Juni befürchtet. Wie mir ein Freund aus dem Weinviertel heute mitgeteilt hat, sieht es dort (über)reifemäßig ähnlich, mengenmäßig aber deutlich schlechter aus. So soll es beim Veltliner einige Verrieselungsschäden (nicht befruchtete Beeren, die nach schlechtem Blütewetter abfallen) geben.