Ein stabiles Hoch über ganz Mitteleuropa, Sonne und Temperaturen um die 20°C: Beim Blick auf die aktuelle Großwetterlage könnte man leicht zur Ansicht gelangen, dass wir im Burgenland unsere Trauben heuer viel zu früh geerntet haben.
Bevor man aber voreilige Schlüsse zieht, sollte man Folgendes bedenken:
Der Tag (und mit ihm die Sonnenstundenanzahl) ist im Oktober deutlich kürzer, als im August oder September.
Während in weiten Teilen Österreichs die Sonne scheint, hält sich bei uns um diese Jahreszeit gerne hartnäckiger Nebel. An manchen Tagen geht er gar nicht hoch, und an manchen nur für ein oder zwei Stunden.
Der Nebel mindert nicht nur die Photosyntheseleistung der Reben (und damit die Traubenreife) gewaltig, sondern erhöht durch die Benetzung der Trauben auch das Botrytisrisiko.
Dieser Grauschimmelpilz hat aber nicht nur wegen des Nebels im Burgenland leichteres Spiel als anderswo, sondern auch, weil die Trauben hier um diese Jahreszeit bereits wesentlich reifer und damit anfälliger sind.
Wenn die Botrytis reife Trauben befällt, bewirkt sie die sogenannte Edelfäule und bildet damit die Grundlage für höhere Prädikatsweine wie Beerenauslese, Ausbruch und Trockenbeerenauslese. Für „normale“ Weine ist sie aber heutzutage aus qualitativen Gründen unerwünscht.
Wurde noch vor 20 Jahren bei mehr oder weniger trockenen Weißweinen ein großer Anteil an Edelfäule toleriert oder gar angestrebt (um höhere Zuckergrade und damit höhere Alkoholwerte zu erzielen), so steht zumindest im Burgenland heute die Frucht und Feinheit der Weine im Vordergrund. Und die verträgt nur geringe Anteile an Edelfäule.
Bei Rotweinen schadet die Botrytis schon in kleinsten Mengen der Qualität. Schließlich zerstört sie die Traubenschale, in der die für die Roten „lebenswichtigen“ Farbstoffe und Tannine sitzen.
Davon abgesehen sind die riesigen Schwärme von Staren, die sich im Oktober rund um den Neusiedlersee sammeln auch mit intensiven Schutzmaßnahmen kaum (mehr) unter Kontrolle zu halten und das Schadensrisiko daher enorm groß.
Ein schöner Oktober kann also bei burgenländischen Verhältnissen den Trauben nur ganz, ganz selten beim Erreichen der allerletzten Reife helfen. Das einzige Beispiel, das ich kenne, ist der Jahrgang 2004, als wir den Cabernet (mit dem wir später Falstaff-Sortensieger geworden sind) erst rund um den 26. Oktober gelesen haben.
In der Regel ist es daher besser, durch entsprechend sorgfältige Weingartenarbeit und vernünftige Erträge alles dafür zu tun, dass der Großteil der Trauben schon im September gelesen werden kann.
Foto: Wein Burgenland/Lukan
Was – ist es wieder soweit! 🙂
Dann müssen wir ja uns langsam in Bewegung setzten. Unsere Laubwände machen übrigens auch jetzt schlapp…
Viele Grüße
Lars