Zeitlupenlese

Gestern und heute stand der Cabernet Sauvignon auf dem Ernteprogramm, und wie schon 2006 (lustigerweise exakt am gleichen Tag) waren wir auch heuer mit einem massiven Auftreten von Stiellähme konfrontiert.

Diese physiologischen Erkrankung wird vermutlich durch ein Ungleichgewicht der Nährstoffe im Boden ausgelöst, wobei aber auch Zeitpunkt und Menge der Niederschläge sowie Unterlagsrebe und Bodenbearbeitung eine Rolle spielen dürften. Trotz zahlreicher Gegenmaßnahmen wie z.B. Blattdüngung mit Magnesium zeigt der Cabernet (nicht nur bei uns) vor allem in relativ feuchten Jahren immer wieder starke Symptome.

Dabei vertrocknet bei einzelnen Trauben oder Traubenteilen während des Reifeverlaufes der Stiel und die Beeren können sich nicht weiterentwickeln. Jene Trauben, die früh befallen werden, sind leicht zu erkennen, aber es gibt auch solche, die relativ spät die Reife einstellen und guten Trauben sehr ähnlich sind. Die sind fast nur durch ein Verkosten der Beeren zu erkennen.

Reife Cabernet-Traube mit Stiellähmebefall der unteren Hälfte

Um sicherzustellen, dass so wenige schlaffe, saure und ausdruckslose Beeren wie menschenmöglich in unsere Cabernet-Maische gelangen, sind wir schon vor neun Jahren dazu übergegangen, die Cabernet-Trauben in Stiellähmejahrgängen besonders sorgsam zu ernten.

Anders als sonst lesen wir sie in Kübel, die kleinere und leichter transportierbare Traubenmengen beinhalten als unsere gewohnten und bewährten Kunststoff-Scheibtruhen. Anschließend werden sie vorsichtig auf einen improvisierten Sortiertisch auf unserem Erntewagen entleert.

Der Sortiertisch auf dem Erntewagen

Dort ist das Sortieren und Teilen von Trauben sowie das Herausschneiden von einzelnen schlaffen Beeren wesentlich leichter und genauer möglich, als bei der Lese selbst.

Die Arbeit am Sortiertisch

Die Ernte wird dadurch natürlich einigermaßen gebremst, und beim Sortieren mancher Trauben braucht man nicht nur viel Zeit, sondern (beinahe) auch eine Lupe.

2 Gedanken zu „Zeitlupenlese“

  1. Eine derartige Mühe lohnt sich immer – obwohl ich persöhnlich die Stiellähme starken Wespenbefall oder aufgeplatzten Beeren (Essigstich) vorziehe, da die um ein vielfaches mühsamer auszulesen sind.

    Bei engbeerigen Trauben war es dieses Jahr besonders mühsam – Stichwort Sauvignon blanc.

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