Nach der zweimonatigen Trockenheit im heurigen Sommer scheint es jetzt fast so, als ob der Wettergott die Niederschlagsbilanz des Jahres binnen kürzester Zeit wieder ausgleichen wollte. Vergangene Nacht hat es mehr als 40 Liter pro Quadratmeter geregnet, und seit Beginn der Ernte waren wir feuchtigkeitsbedingt mehr zu Hause als im Weingarten.
Vergangenen Mittwoch konnten wir erst zu Mittag starten, weil die Trauben davor viel zu naß waren. Der Donnerstag war dann ein halbwegs normaler Erntetag, denn der Regen kam erst nach Feierabend. Am Freitag waren die Trauben in der Früh noch feucht und am Nachmittag regnete es erneut. Der Samstag, an dem wir zum Ausgleich ausnahmsweise hätten ernten wollen, fiel komplett ins Wasser. Der gestrige Montag war dann wieder in Ordnung, dafür regnete es aber in der Nacht ergiebig und heute Mittag schon wieder.
Zum Glück ist es ziemlich kalt geworden, und wir müssen (noch) keine Fäulnis im großen Stil befürchten. Wäre es warm, ginge es beim aktuell hohen Reifestand der Trauben und den teilweise tagelang feuchten Beeren ziemlich schnell. So kämpfen wir „nur“ mit schlechter Laune und einer völlig über den Haufen geworfenen Logistik.
Um die Gärbehälter bis zur Reife des Blaufränkisch wieder frei zu haben, sollten sie längst mit den ersten Zweigelt-Trauben befüllt sein. Wir aber kämpfen noch immer mit dem Muskat Ottonel, der noch früher dran und noch heikler ist. Und weil der Boden nach dem Regen sehr weich ist, gibt derzeit eher die Befahrbarkeit der unterschiedlichen Böden vor, welche Weingärten wir ernten, als unser Masterplan.
Bleiben die Trauben aber weiterhin gesund (und hört es endlich zu regnen auf), könnten die sehr herbstlichen Temperaturverhältnisse recht interessante Auswirkungen haben. Sie fördern die Aromatik und geben den Reben ein Signal, die (physiologische) Reife zum Abschluss zu bringen.