Zerschlagene Hoffnungen

Die Bodenbearbeitung unter den Weinstöcken ist für uns Weinbauern eine enorme Herausforderung. Ganz ohne geht es nicht, denn sonst sieht es schnell so aus wie hier:

Dieser hohe Wildwuchs beschattet nicht nur bereits die Trauben, sondern verschlechtert auch das Kleinklima im Weingarten und fördert so das Auftreten von Pilzkrankheiten.

Ständiges mechanisches Offenhalten des Bodens beugt dem zwar vor, führt aber zwangsläufig auch bei vergleichsweise flachen Lagen zu deutlicher Erosion.

Auch der trotz Mechanisierung enorme Arbeitsaufwand für die langsame und heikle Arbeit im Nahbereich der Reben ist nicht zu unterschätzen.

Herbizidbehandlungen sind dagegen vergleichsweise einfach durchzuführen und halten den Bewuchs klein, ohne eine Abschwemmung des Bodens befürchten zu müssen. Allerdings sieht der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln weder besonders schön aus, noch ist er für die Umwelt unproblematisch.

Aus diesem Dilemma heraus sind viele Weinbauern auf der Suche nach neuen Ideen, wie man mit dem Platz unter den Weinreben umgehen könnte.

Kollege Harald Steffens war z.B. unlängst hier von einem Unterstockmulcher für seine Steillagen an der Mosel recht begeistert. Und ich bin auf der Suche nach einem ähnlichen Gerät vor ein paar Wochen auf das hier gestoßen: 

Diese sogenannte Fingerhacke ermöglicht laut Hersteller bzw. Händler  dank biegsamer Kunststofffinger eine Bodenlockerung im Unterstockbereich mit relativ hoher Fahrgeschwindigkeit (d.h. Flächenleistung) ohne Verletzungsgefahr für die Rebstöcke.

Grund genug, mir so ein Teil zum Ausprobieren zu besorgen, denn die Hoffnung auf eine deutliche Verbesserung in diesem heiklen Teilbereich der Weingartenbewirtschaftung war nach den Infos und den genannten Referenzen groß.

Leider haben die vergangenen zwei Testtage diese Hoffnungen ziemlich zerschlagen. Nicht das die Fingerhacke nicht funktionieren würde. Man kann schnell fahren, es gibt keinerlei Stockverletzungen und frisch auflaufende Samenunkräuter werden auch recht gut von den nur durch den Bodenkontakt angetriebenen Fingern aus der Erde gerupft.

Wirklich praktikabel scheint dieses Gerät allerdings nur bei sehr sehr ebenem Boden in der Fahrgasse zu sein (den wir durch unser Mischsystem zwischen Begrünen und Lockern fast nie haben) und bei häufigem Einsatz (um keine größeren Pflanzen oder Problemunkräuter aufkommen zu lassen, die damit nicht mehr bekämpfbar sind).

Außerdem häuft die Fingerhacke zumindest nach meinen Erfahrungen ca. 10 cm Erde unter den Stöcken an, was die Ernte mit Scheibtruhen deutlich erschwert. Beim letzten Arbeitsgang vor der Lese wäre deshalb wohl der Einsatz eines konventionellen Stockräumgerätes sinnvoll.

Die Lösung aller Unterstockprobleme ist das Gerät also auch nicht, und wir werden auch weiterhin überwiegend mit unserem konventionellen Stockräumgerät einen Mittelweg zwischen Begrünung und Lockerung suchen.

 

 

 

asdfasdf

2 Gedanken zu „Zerschlagene Hoffnungen“

  1. Hallo Bernhard,
    auf der Intervitis hab ich heuer ein Gerät gesehen das wie ein Rasentrimmer funktioniert. Allerdings sind die Fäden auf einer horizontal rotierenden Walze angeordnet und funktionieren wie eine Art Peitsche die auf das Grün haut und es so zerschlagen.
    Vielleicht auch interessant.

    Gruß
    Helmut

  2. Danke für den Hinweis, Helmut.

    Ich habe so etwas in der Art auch gesehen, es aber eher zum Entfernen der Stockaustriebe interpretiert. Sollte aber (auch) gegen Unkraut wirken.

Schreibe einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.