Wie in Teil 2 erklärt, sind unsere Weingartenböden seit Mitte der 1990er mehr oder weniger durchgehend von einer Naturbegrünung bedeckt.
Theoretisch setzt sich diese aus besonders für den jeweiligen Standort typischen Pflanzen zusammen, weil man der Natur freien Lauf läßt. In der Praxis zeigt sich aber, dass ohne Bodenbearbeitung mit häufigem, kurzen Mähen der Pflanzen schon nach kurzer Zeit ein, zwei Gräserarten den Bestand dominieren, weil die anderen Pflanzen diese Bewirtschaftung nicht vertragen.
Damit kann man zwar auch die allermeisten Vorteile der Begrünung gegenüber offenem Boden lukrieren, aber wie ich erst in den letzten Jahren dazulernen durfte, kann es trotzdem sinnvoll sein, über eine gezielte Einsaat von bestimmten Begrünungspflanzen nachzudenken.
Will man diese Gedanken in die Tat umsetzen, stellt sich schnell heraus, dass damit ein gehöriger Aufwand und ebensolche Kosten (vor allem im Vergleich zur Naturbegrünung) verbunden sind.
Das Saatgut spielt dabei eine vergleichsweise geringe Rolle, denn die Kosten stecken nämlich eher in den zahlreichen Arbeitsschritten, die notwendig sind, um einen längere Zeit naturbegrünten Boden längerfristig frei von Wildpflanzen und feinkrümelig zu bekommen.
Die dafür notwendigen Maschinen sind in reinen Weinbaubetrieben oft ebensowenig vorhanden, wie die Technologie, die man braucht, um feine, teure Samenkörner exakt genug auf die vorgesehene Fläche zu bringen. Aus diesem Grund muß gelegentlich improvisiert werden, wass die Sache nicht unbedingt einfacher macht.
Darüber hinaus sollte die gezielte Begrünung im Unterschied zum spontanen Bewuchs alle paar Jahre erneuert werden, damit die mit der Bewirtschaftung abnehmende Artenvielfalt immer wieder neu hergestellt wird.
Dafür bieten eingesäte Pflanzen aber auch Vorteile: Ziehen die Begrünungspflanzen während der Blüte (im Unterschied zu Gras) Insekten an, profitiert davon das ganze Ökosystem Weingarten. Neben den Schädlingen (die so wie die Reben immer da sind), bietet die Begrünung vor allem auch den Nützlingen einen Lebensraum, die uns helfen, mit den schädlichen Insekten fertig zu werden.
Gute Begrüungspflanzen benötigen dabei weniger Wasser als Gras, und machen deshalb in Trockenzeiten den Reben weniger Konkurrenz. Trotzdem wurzeln viele der Begrünungspflanzen tiefer als Gras und helfen so, auch tieferliegende Bodenschichten für die Rebwurzeln aufzubereiten.
Enthält die Pflanzenmischung Leguminosen, siedeln sich an deren Wurzeln auch noch Bakterien an, die Stickstoff aus der Luft binden können und auf diese Weise Dünger sparen helfen.
2 Gedanken zu „Bodenständige Betrachtungen (3)“