Wie in Teil 1 beschrieben brachte oder beschleunigte das Förderprogramm der integrierten Produktion ab 1995 in vielen Betrieben ein Umdenken in Sachen Bodenbearbeitung.
Die erste und einfachste Modifikation dabei war der Verzicht auf eine großflächige Bodenbearbeitung nach der Lese, um zumindest über die Wintermonate und im Frühjahr das Wachstum von Kräutern und Gräsern im Weingarten zuzulassen.
Spätestens dabei stellte sich allerdings heraus, dass die Böden mancher Betriebe durch das jahrzehngelange penible Offenhalten bereits so viel Fruchtbarkeit verloren hatten. Nicht selten entwickelt sich trotz des Verzichts auf die Bearbeitung nur eine sehr spärliche und lückenhafte Gründecke.
Betriebe denen ihr Boden auch schon vor dieser Wende am Herzen lag, haben hingegen in der Regel kein Problem, mit dem spontanen Naturbewuchs eine geschlossene Begrünung zustande zu bringen.
Um den durch die ständigen Traktorfahrten belasteten Boden ein wenig zu lockern und eine Konkurrenz für die Rebe während der üblicherweise trockenen Sommermonate zu vermeiden, wird diese Naturbegrünung häufig ab Mai oder Juni umgebrochen und der Boden bis zum Beginn der Traubenreife offengehalten.
Im Lauf der Jahre hat sich aber zumindest in unseren Weingärten herausgestellt, dass sich die Reben gut an die neue Situation anpassen können. Aus diesem Grund sind wir mehr und mehr dazu übergegangen, den Boden auch während des Sommers grün zu lassen. Und dank eines bereits 1995 angeschafften Bearbeitungsgerätes können wir unseren Boden lockern, ohne den Bewuchs völlig zu zerstören.
Die von vielen Seiten befürchteten Nachteile der Dauerbegrünung in Form von gestreßten Weinreben, die unter Trockenheit und Nährstoffmangel leiden haben sich also bei uns nicht eingestellt. Die erhofften Vorteile des spontanen (d.h. auf von selbst wachsenden Pflanzen beruhenden) Bewuchses hingegen schon.
So haben wir z.B. in den begrünten Weingärten keine Probleme mit der Erosion mehr, und können sie nach Regen auch rascher und mit weniger Belastung für den Boden wieder befahren (wenn man von dieser extremen Ausnahme absieht).
Darüber hinaus stabilisiert die Begrünung natürlich auch den Humusgehalt des Bodens und trägt damit zumindest zur Erhaltung und möglicherweise sogar zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei. Auf diesem Weg „finanzieren“ sich die Pflanzen ihren Wasserbedarf sogar selbst, denn ein Prozent mehr Humus im Boden erhöht dessen Wasserspeicherkapazität um 10 Prozent (wurde mir unlängst berichtet).
Auch betriebswirtschaftlich gesehen ist die Naturbegrünung eine gute Sache. Sie erfordert kein teures Saatgut und macht eigene Bodenbearbeitungsfahrten mit dem Traktor weitgehend obsolet, da das Mähen des Bewuchses gut mit anderen Tätigkeiten wie z.B. dem Laubschnitt zu kombinieren ist.
Warum wir trotzdem an einer Umstellung unserer Bodenpflegestrategie arbeiten, erfahren Sie demnächst.
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