Seit fast zwei Wochen regnet es bei uns in Mörbisch beinahe jeden Tag. Schuld daran ist paradoxer Weise das überwiegend schöne Wetter mit für die Reben idealen 25 bis 28°C.
Die sommerlichen Temperaturen fördern nämlich die Verdunstung des nach den Regenschauern am Anfang des Monats reichlich vorhandenen Wassers und sorgen damit für regelmäßige Gewitter. Und solange sich die Großwetterlage nicht ändert, beginnt das Spiel jeden Tag von vorn:
Nach einer kühlen, feuchten Nacht setzt sich die Sonne durch und läßt durch die Verdunstung üppige Wolkentürme entstehen. Diese wiederum laden ihre Fracht in den Abend- und Nachtstunden ab und befeuchten Blätter und Boden.
Heute Nachmittag bin ich bereits zum zweiten Mal im August vom Regen überrascht worden zu spät mit dem Moped vom Weingarten nach Hause aufgebrochen, weil ich trotz der ersten Tropfen noch wenigstens die eine Rebzeile fertig machen wollte.
Beim ersten Mal ging das sehr schnell und es gab tatsächlich vom Helmrand bis zu den Zehen nicht eine einzige trockene Stelle mehr auf meinem Körper, als ich zu Hause vom Moped stieg. Heute war der Regen zum Glück schwächer, und es wurde nur der Arbeitsmantel naß.
Den Reben scheint diese Wetterlage vorläufig egal zu sein. Die Entwicklung der Trauben schreitet gut voran, und die meisten Weinbauern scheinen so wie wir die bei diesem Wetter extrem gefährliche Peronospora relativ gut im Griff zu haben.
Auch die zweite Mehltauart, Oidium, ist nicht zu unterschätzen. Sie benötigt zwar keine Wassertropfen auf den Blättern wie Peronospora, liebt dafür aber das schwüle Wetter mit hoher Luftfeuchte zwischen dem Abtrocknen am Vormittag, und dem nächsten Regen am Abend.
Beide Pilzkrankheiten können in diesem Reifestadium zwar nicht (bzw. kaum) mehr die Trauben befallen, aber ein Verlust der Blätter, die den für die Reife notwendigen Zucker produzieren ist nicht minder problematisch. Außerdem bedroht mit zunehmender Reife der Grauschimmel Botrytis cinerea die Trauben, wenn diese lange Zeit feucht sind.
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