Alle Arbeiten im Weingarten, die mit grünen Sommertrieben, Blättern und/oder Trauben zu tun haben, werden unter dem Begriff Laubarbeiten zusammengefaßt.
Der Schlüssel zur Qualität
Obwohl einige der dazugehörigen Arbeitsschritte sehr rasch zu erledigen sind, zählen die Laubarbeiten insgesamt gemeinsam mit Rebschnitt und Lese zu den arbeitsaufwändigsten Tätigkeiten eines Weinjahres. Nicht zuletzt, weil der Großteil davon nicht oder nur eingeschränkt mechanisiert werden kann.
Die Laubarbeiten tragen ganz wesentlich zur Qualität der Trauben bei. Sie sind jener Bereich, in dem man als Winzer sehr viel Aufwand (und damit Geld) einsparen kann, wenn man mit einfacher oder durchschnittlicher Qualität zufrieden ist. Und jenes Feld, in dem man bei entsprechendem Kapital (bzw. entsprechend hohem Weinpreis) mit steigendem Aufwand an der Qualitätsschraube drehen kann.
Die einzelnen Tätigkeiten sorgen für eine gleichmäßige Verteilung von Blättern und Trauben, damit der vorhandene Platz bestmöglich ausgenützt wird, und alle Pflanzenteile ideal besonnt bzw. beschattet werden. Außerdem regulieren sie das Gleichgewicht zwischen Blattmasse (die via Photosynthese fast alle Pflanzen- und damit auch Traubeninhaltsstoffe produziert) und Traubenertrag.
Dabei müssen sie auf wirtschaftliche Zwänge (ausreichende, dem späteren Verkaufspreis angemessene Erträge) und qualitative Notwendigkeiten (Erntemengen, die für die angestrebte bzw. erforderliche Qualität nicht zu hoch sind) Rücksicht nehmen.
(Aus)Jäten
Die Arbeiten an den grünen Pflanzenteilen beginnen bereits einige Wochen nach dem Austrieb. Beim ersten Arbeitsschritt, dem sogenannten Jäten oder Ausbrechen werden jene Triebe entfernt, die nicht erwünscht sind.
Dabei geht es auf jeden Fall um die Triebe, die im unteren Bereich des Stammes aus sogenannten schlafenden Augen (Knospen) wachsen. Sie tragen in der Regel keine Trauben, sind den Fruchttrieben im Weg und verschlechtern die Durchlüftung in Bodennähe (was das Krankeitsrisiko erhöht).
Je nach Laubarbeitsaufwand werden beim Jäten gelegentlich auch Triebe weggebrochen, die aus dem oberen Teil des Stammes oder aus dem Fruchtholz wachsen, dort aber zu wenig Platz vorfinden. Wenn diese grünen Triebe Trauben tragen, ist diese Maßnahme bereits eine erste kleine Reduzierung des Ertrages zugunsten der Qualität.
Vor allem die Burgundersorten neigen dazu, daß aus einem Auge des Fruchtholzes mehrere Triebe wachsen und sich gegenseitig zu sehr beschatten. In solchen Fällen ist das Ausjäten ebenso notwendig, wie nach einem schlampigen Rebschnitt, der über Jahre hinweg die nicht benötigten Reben am oberen Teil des Stammes nicht sauber entfernt hat:
Werden hingegen beim Schnitt alle nicht benötigten Reben sauber, d.h. möglichst knapp weggeschnitten, gibt es (außer bei Sorten, die zu Doppeltrieben neigen) im oberen Teil des Weinstockes nur wenige Triebe, die einander im Weg sind und entfernt werden sollten:
Das Jäten erfolgt ab einer Trieblänge von etwa 20 bis 30 Zentimetern. In diesem Stadium sind die jungen Triebe noch sehr weich und leicht von Hand abzubrechen.
Seit einigen Jahren können die unerwünschten Triebe am Stamm (außer bei Junganlagen) auch maschinell entfernt werden. Dabei streicht der sogenannte „Stammputzer“ mit rotierenden „Gummifingern“ um den Stamm und bricht die Triebe ab, ohne die Rinde zu verletzen. Wird diese Arbeit allerdings zu spät durchgeführt, wenn die Triebe bereits härter werden, können dabei Teile am Rebstock verbleiben und den Jät-Aufwand im nächsten Jahr deutlich erhöhen.
2 Gedanken zu „Laubarbeiten (1)“