Die besten Jahrgänge machen die wenigste Arbeit

In vielen Kellern herrscht um diese Jahreszeit große Betriebsamkeit. Da wird geschönt, filtriert, stabilisiert und möglichst früh in Flaschen gefüllt. Schließlich gilt es, die Weine für den Konsumenten „herzurichten“. Der Oenologe Volker Schneider nennt dieses Phänomen „additive Oenologie“ und „psychologischer Schönungsbedarf“ und hat es diesem pdf wissenschaftlich-sachlich und hier sehr praxisnah-ironisch beschrieben.

Auch in Zeiten moderner High-Tech-Oenologie gilt immer noch, daß die besten Weine jene sind, die nach der Gärung kaum noch Eingriffe des Kellermeisters benötigen, um zur Vollendung heranzureifen. Und die besten Jahrgänge jene, welche besonders viele solcher Weine erbringen.

Unsere Weine des Jahrgangs 2006 entwickeln sich langsam aber stetig. Abgesehen von kleinen Teilmengen von Muskat Ottonel und Chardonnay lagern sie alle noch in Tanks und Fässern. Die Weißweine seit kurzem klar filtriert, die Roten immer noch leicht trüb.

Außer einer kleinen Säurekorrektur beim Rosé gab in den letzten Wochen wenig zu tun. Heute habe ich wieder einmal den SO2-Gehalt aller Weine kontrolliert und festgestellt, daß sie so stabil sind wie selten. Das hat sicherlich auch mit den besonders reifen Trauben und dem längeren Lagern auf der Hefe zu tun.

Die Weißweine präsentieren sich trotz zum Teil hoher Säurewerte harmonisch und rund. Und die Rotweine wirken keineswegs verschlossen oder reduktiv, sodaß er eine Belüftung zusätzlich zu dem Sauerstoff, der durch das Holz der Fässer zum Wein dringt im Moment nicht notwendig erscheint.

Und so ersparen wir uns und unseren Weinen eine Menge Streß und geben ihnen das einzige, was sie im Moment brauchen: Zeit.

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