Pedologische Sprachverwirrung (5)

Humusgehalt…

Unter dem Begriff Humus versteht man abgestorbene organische Substanz wie z.B. verrottendes Schnittholz, Grasschnitt, Wurzelreste, tote Insekten und Mikroorganismen etc. In weinbaulich genützten Böden macht der Humus zwar nur wenige Prozente aus, haben aber eine enorme Bedeutung für die Qualität eines Bodens.

Der Humus enthält nicht nur Nährstoffe für die Reben, sondern er bildet auch die Nahrung für das Bodenleben, das wiederum für die Durchlüftung und Aufschließung des Bodens sorgt. Humusreiche Böden sind fruchtbarer, besser befahrbar und können – was vor allem in Trockengebieten nicht zu unterschätzen ist – mehr Wasser speichern als humusarme.

Bei einer vernünftigen Bearbeitung und zumindest zeitweiliger Begrünung des Bodens sowie Grünbrachezeiten zwischen zwei Weingartengenerationen ist der Humusgehalt über Jahrzehnte relativ stabil.

Jahrelange falsche Bewirtschaftung kann aber zu einem übermäßigen Abbau der organischen Substanz führen, z.B. wenn der Boden durch zu häufiges Bearbeiten übermäßig stark durchlüftet und damit der Humusabbau gefördert wird.

Eine Behebung dieses im Weinbau leider relativ häufigen Problems dauert ähnlich lange, denn der Humusgehalt läßt sich nur mit jahrelangem Einbringen von Kompost, Stallmist, Stroh und Gründüngung merkbar steigern.

So positiv solche Maßnahmen bei verarmten Böden auch sind, ab einem gewissen Optimum (das bei leichten Böden niedriger und bei schweren höher ist) kann der Humus auch zum Selbstzweck werden, der mehr dem guten Gewissen und dem Image des Winzers als der Bodenfruchtbarkeit oder Weinqualität dient.

…und Bodengefüge

Der Humusgehalt ist auch wesentlich am sogenannten Gefüge eines Bodens beteiligt. Darunter versteht man die Art und Weise, wie die einzelnen Bestandteile eines Bodens miteinander verbunden sind.

Beim Idealzustand, dem sogenannten Krümelgefüge, sind die mineralischen Bestandteile (also Sandkörnchen, Tonminerale etc.) gut und stabil (u.a. durch die Aktivität der Bodenlebewesen) mit dem Humus verbunden. So bilden sie eine gut bearbeitbare, aber auch gut belebte und durchlüftete Bodenmasse, die den Rebwurzeln ideale Bedingungen bietet.

Häufiges Befahren von zu nassen Böden und zu seltenes Lockern kann das Bodengefüge ebenso stören wie eine übertriebene mechanische Bearbeitung und Humusmangel.

Die Folgen sind schlechtere Bearbeitbarkeit, höhere Erosionsgefahr (da einzelne Körnchen leichter abgeschwemmt werden als der Verbund von Sand, Ton und Humus), eine geringere Bodenfruchtbarkeit, (da die Nährstoffe schlechter von den Wurzeln aufgenommen, vom Regen aber umso leichter ausgewaschen werden) und ein geringeres Wurzelwachstum der Reben.

Hier geht´s zu Teil 1 mit den Links zu allen Beiträgen dieser Serie.

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