Rebschnitt (5)

In meinem zweiten Blog-Winter widme ich mich auch dem Rebschnitt. Unterhalb des ersten Beitrages entsteht nach und nach ein Überblick über die gesamte Serie in Form von Querverweisen zu den einzelnen Teilen.

Kordonschnitt

Anders als beim Bogenschnitt befinden sich die Fruchtaugen für die kommende Vegetationsperiode bei dieser Variante nicht auf einem langen einjährigen Trieb, dem Bogen, sondern auf mehreren kurzen Zapfen.

Damit die aus den Augen wachsenden grünen Triebe trotzdem gut verteilt sind, hat der Stamm eine waagrechte Verzweigung und ähnelt einem „T“. Der waagrechte, von altem Holz gebildete Teil des Stockes, der die Zapfen trägt, wird Kordon genannt.

Ein (in unserer Gegend sehr seltener) Kortonschnitt-Weingarten sieht schon von weitem deutlich anders aus, als einer, der nach dem System Guyot geschnitten wurde:

Kordonschnitt 2

Aus der Nähe betrachtet kann man den mehr oder weniger exakt formierten Kordon erkennen, und – mit etwas Phantasie – die kurzen Fruchtzapfen mit jeweils zwei oder drei Augen:

Kordonschnitt 1

Vorteile

Beim Kordonschnitt entfällt das jährliche Binden der (nicht vorhandenen) Fruchtbögen. Außerdem ist eine Teilmechanisierung des Rebschnittes gut möglich. Die dafür verwendeten Vorschneidegeräte können den allergrößten Teil der einjährigen Triebe im Drahtrahmen zerkleinern (und damit das mühsame händische Entfernen ersparen), ohne dass auf den Schnitt Rücksicht genommen werden muß. Von Hand braucht man anschließend nur noch die verbliebenen Stummel weiter einkürzen oder falls notwendig komplett entfernen.

Rebstöcke mit Kordon haben mehr altes Holz und damit mehr Speicherkapazität für Reservestoffe. (Spät)Fröste, Hagel und andere Extremereignisse können sie manchmal besser verkraften, als solche ohne Kordon. Außerdem regen die kurzen Zapfen das Wachstum an uns sorgen für gleichmäßig kräftige Triebe aus allen Fruchtaugen.

Nachteile

Mit Kordon braucht es ein paar Jahre länger, bis ein junger Rebstock seine endgültige Form erreich. Das Etablieren eines Kordons ist dabei eine ziemlich mühsame Aufgabe. Auch der jährliche Schnitt ist mit Kordon mühsamer, weil mehr dickes, altes Holz beschnitten werden muß.

Kordone neigen zum Verkahlen. Das bedeutet, dass es mit zunehmendem Alter immer wieder Stellen gibt, an denen man keinen brauchberen Trieb für einen Fruchtzapfen findet. In diesen Fällen riskiert man entweder eine schlechte Verteilung der Fruchtknospen, oder man muß den Kordon mit der Säge zurückschneiden und mühsam neu aufbauen.

Deshalb ist der Kordonschnitt ist schwieriger zu erlernen und verzeiht weniger Fehler als der Bogenschnitt, bei dem fast jedes Jahr ohne Probleme ein „Neubeginn“ möglich ist.

Manche Sorten haben die Eigenschaft, dass die Triebe, die aus den unteren Augen der einjährigen Triebe wachsen kaum Trauben tragen. In solchen Fällen kann der Kordonschnitt (dessen Fruchtholz-Zapfen ja ausschließlich solche Augen aufweisen) zu einem deutlich niedrigeren Ertrag führen.

Die meisten Winzer sehen darin einen Nachteil, einzelne versuchen aber diesen Umstand zu nützen, um die Ertragskraft von besonders reichtragenden Sorten auf natürlichem Weg zu reduzieren.

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