Wie ich hier bereits einmal ausführlich geschildert habe, sind wir vor gut fünfzig Jahren auf recht bemerkenswerte Weise zu einer kleinen Waldfläche gekommen.
Diese wird gemeinschaftlich bewirtschaftet, was bedeutet, dass wir Jahr für Jahr etwa 15 bis 20 Bäume zu fällen haben. Dabei handelt es sich überwiegend um Akazien (bzw. richtigerweise Robinien), die sich hervorragend als Pfähle für das Unterstützungsgerüst unserer Weingärten eignen.
Aus verschiedenen Gründen bevorzugen wir im Unterschied zu den meisten Kollegen nach wie vor Holzpfähle, die wir überwiegend auch noch selbst herstellen. (Auch wenn das eine ziemlich schwere Arbeit ist.)
Zuerst schneiden wir aus unseren Bäumen im Wald möglichst gerade Stücke mit einer Länge von 2,5 Metern. Knapp 70 Zentimeter davon werden später im Erdboden dem mannshohen Drahtgerüst ausreichend Halt geben.
Die mehr oder weniger dicken Stücke werden anschließend von Hand aufgeladen und zu einem pensionierten Faßbinder transportiert. Der macht mit seiner alten Bandsäge zwar schon länger keine Fässer mehr, Holzpfähle schneidet er aber noch, solange es seine körperliche Verfassung noch zuläßt.
Im Inneren der Bandsäge läuft ein Endlos-Sägeblatt ständig im Kreis. Das ermöglicht es einerseits Baumstämme mit großem Durchmesser zu schneiden, und sichert andererseits eine gewisse Flexibilität, um mit dem Schnitt leichten Biegungen im Holz folgen zu können.
Mit dem nötigen Know-How kann man auf diese Weise nämlich auch aus leicht gebogenen Baumstämmen weitgehend gerade Pfähle schneiden. Umgekehrt geht es natürlich auch, wenn der Maschinist nicht weiß, was er tut…
Im ersten Arbeitsgang werden die Stämme je nach Dicke der Länge nach in Pfähle geschnitten. Aus besonders dicken Stämmen werden so bis zu sechs oder sieben Weingartenpfähle.
Zu Demonstrationszwecken habe ich auf diesem Bild die Teilung vor dem tatsächlichen Schnitt mit einem Stift aufgezeichnet. Geworden sind es dann tatsächlich aber sechs (und nicht die skizzierten fünf) Pfähle.
Die frisch geschnittenen und noch ungespitzten Pfähle werden zur Seite gestellt und anschließend in einem zweiten Arbeitsgang mit der gleichen Säge gespitzt.
Bei der Errichtung eines Weingartens bohren bzw. graben wir für die Pfähle zwar Löcher, aber mit einer Spitze stehen sie stabiler und lassen sich zur Not auch mit dem Hammer noch etwas nachschlagen, wenn Steine das Graben/Bohren erschweren.
Am Ende sind es heuer 113 Pfähle geworden, genug für rund 700 Rebstöcke bzw. etwa 1500 Quadratmeter Weingarten.
Zum Einsatz kommen die heurigen Pfähle aber frühestens in eineinhalb Jahren. In den nächsten Wochen werden sie von der Rinde befreit und danach wegen der längeren Haltbarkeit (ähnlich wie Brennholz) vollständig austrocknen gelassen.
wow, Respekt und Hut ab.
Ich bin mir gar nicht sicher ob ich auf dich neidisch sein soll, denn was ihr da an Arbeit leistet vermag kaum einer einzuschätzen.
Auf jeden Fall gehörst du damit in die Kategorie eine definitiv von Aussterben bedrohten Art, denn Winzer die ihre Stickel selber produzieren dürften dünn gesät sein. Bis von wenigen Minuten kannte ich keinen einzigen!
Wie Thomas kann ich nur den Hut ziehen – und das vor alem, weil ich weiss, was das an Arbeit bedeutet.
Wir haben das für die kürzeren Stickel (ich kannte den deutschen Ausdruck nicht:-)) bei der Pflanzung selbst gemacht, allerdings hier aus dem Holz von wilden Esskastanien, die dafür extra kultiviert werden. Aber Akazie ist natürlich besser, da haltbarer. Fällen, mit der Motorsäge auf die richtige Länge schneiden, spalten, entrinden und anspitzen, ich erinnere mich noch gut daran…
Für die 2,5m Stützen haben wir allerdings auf hiesige Bergbauern zurückgegriffen, die das im Winter noch machen, es waren zu viele, die wir brauchten (ca. 5000 als Einzelstöcke für den Pinot und für den Aufbau der Drahtverspannung).
Wie lange halten denn die Pfähle im Schnitt? Und auch bezüglich den Drahtgerüsten: Werden die entsprechend dem Rebenwachstum (bei neuen Pflanzungen) öfter mal umjustiert bzgw. erneuert oder hat Pfahl und Draht die selbe Lebensdauer?
Danke, Thomas und Iris!
Die Sache hat bei uns halt Tradition und wird heute noch von etwa 20 Winzern so praktiziert. Zumindest so lange, solange es der betagte Fassbinder und die ebensolche Bandsäge noch machen.
Erwin:
„Akazie“ ist in unseren Breiten das dauerhafteste Holz, wenn es um den Kontakt mit dem Boden geht. Trotz sorgfältiger Auswahl der Bäume werden einzelne Pfähle schon nach 10 Jahren morsch, die meisten halten aber ein (derzeitiges) Weingartenleben lang, also zwischen 25 und 35 Jahre.
Neben der Wuchsgeschwindigkeit und dem Gesundheitszustand des Baumes und der Dicke der Pfähle hängt die Haltbarkeit ganz wesentlich vom Boden ab. In schweren (d.h. lehmigeren) werden sie langsamer morsch, in leichteren (d.h. sandigeren) deutlich schneller.
Moderne Drähte (mit Zink-Alu-Beschichtung oder mit Kunststoffummantelung oder aus Edelstahl) halten auch zumindest so lange, wie die Pfähle. Drähte (und manchmal auch Pfähle) von vergleichsweise jung gerodeten Weingärten lassen sich manchmal sogar noch einmal verwenden, für Reparaturen oder sogar neue Weingärten.
Nachdem der Drahtrahmen im Jahr der Pflanzung vollständig errichtet wurde, wird er normalerweise nur gewartet. Die Drähte werden jährlich nachgespannt, fehlende Nägel und kaputte Pfähle ersetzt und bewirtschaftungsbedingte Schäden (durch unachtsame Traktoristen 😉 ) repariert.
Wenn es der Gesundheitszustand der Reben, die Sorte und die Pflanzweite sinnvoll erscheinen lassen, einen Weingarten länger als 25 bis 35 Jahr zu nützen wird in manchen Fällen nach dieser Zeit der gesamte Drahtrahmen erneuert.
Hin und wieder haben wir auch schon ein bestehendes Erziehungssystem abgeändert. So haben wir etliche Weingärten der 70er und 80er von 100 bis 120 Zentimetern Stammhöhe auf rund 80 Zentimeter reduziert, dafür die Reben speziell zurückgeschnitten und einen oder zwei Drähte zum bestehenden Drahtrahmen dazugespannt.
Grüße
Bernhard
Hallo, ich bin durch Zufall, bzw. auf der Suche nach Infos für größere Bandsägen auf diese Seite gestoßen. Ich finde die Verwendung dieser Gehölze für die Weingärten toll, verzeiht aber bitte, wenn mein Interesse vorwiegend der angeführten Bandsäge des pensionierten Bindermeisters gilt. Da ich selber eine Bandsäge besitze, bei der leider die Beläge der Räder kaputt gegangen sind, bin ich auf der Suche nach Infos für Reparaturmöglichkeiten und allgemeine Bedienungsinfos (Führung aus Holz oder Rollen, Spannung der Sägeblätter usw). Würde mich über informative Antworten auf meine mailadresse freuen.
Hy
Genau das was ich suche Robinie zum Bogenbau.Ich suche einen Stamm wo ich 4 Stücke herraus bekomme oder auf der bandsäge genau gesägt. Fertig geviertel geht auch.Der Durchmesser sollte um die 15cm sein.
Wo und wie und wieviel.Die 3 W´s
Mfg Uwe