Heute ist wieder einmal Weinrallye-Tag, und nach langer Pause bin ich endlich wieder einmal dabei. Alle deutschsprachigen Genussblogger die Lust dazu haben beschäftigen sich heute auf Vorschlag von Baccantus mit dem Thema Gemischter Satz.
Gemeint sind damit Weine die aus Weingärten stammen, in denen verschiedene Rebsorten mehr oder weniger kunterbunt nebeneinander wachsen und deren Trauben gemeinsam geerntet, gepreßt und vergoren werden.
Diese Auspflanzungsform von Weingärten war bis in die Nachkriegszeit nicht nur bei uns in der Gegend so weit verbreitet, dass reinsortige Weine damals die Ausnahme waren. Einerseits wohl, um das Risiko von Ertragsausfällen zu reduzieren (da die verschiedenen Sorten nicht alle gleich empfindlich auf Frost, Trockenheit und Krankheiten reagieren). Andererseits aber sicherlich auch, weil die Qualität und der Stil des Endproduktes nicht ganz die Bedeutung hatten wie heute.
Natürlich ist die Reinsortigkeit per se kein Qualitätsmerkmal, weshalb auch die Erzeuger von hochwertigen reinsortigen Weinen auf eine gewisse Vielfalt in ihren Weingärten achten, indem sie vermeiden ganze Weingärten mit genetisch völlig idente Rebstöcken zu bepflanzen. (Also nicht nur eine Mutterpflanze zu sogenannten Klonen weitervermehren, sondern verschiedene, oft durchaus unterschiedliche Stöcke einer Rebsorte.)
Reinsortig gepflanzte Weingärten sind allerdings einfacher und damit auch sorgfältiger zu bearbeiten, weil der beste Zeitpunkt für jeden Arbeitsgang genauer zu treffen ist. Schließlich unterscheiden sich die einzelnen Sorten in ihrer Entwicklung und ihren Ansprüchen recht deutlich.
Das gilt natürlich insbesondere für den Erntetermin, der beim gemischten Satz zwangsläufig ein noch viel größerer Kompromiss sein muß, wie bei reinsortigen Weingärten. Das dadurch nicht zu vermeidende Spiel von unreifen und überreifen Trauben(sorten) in einem Wein trägt sicherlich zum Geschmack dieser Weine bei.
Für jemanden, der schon selbst einmal die enormen Reife- und Geschmacksunterschiede von Trauben innerhalb eines sortenreinen Weingartens erkostet hat, relativiert sich dieser Unterschied des gemischten Satzes zu reinsortigen Weinen oder Verschnitten fertiger Weine allerdings einigermaßen.
Trotzdem erfreut sich der Gemischte Satz seit einigen Jahren überproportionaler Medienpräsenz, was nicht nur daran liegt, dass er gut in den aktuellen Wein-Megatrend von Urtümlichkeit und Nostalgie paßt. Die PR-Maschinerie einiger Winzer hat auch ihren Anteil, aber dieser Erfolg sei ihnen vergönnt.
Mein Weinrallye-Wein ist deshalb auch genauso, wie ich den gemischten Satz einschätze: Nicht besser, nicht schlechter und nicht dramatisch anders als reinsortige Weine. Ein Vertreter der unendlich vielfältigen Weinwelt:
Gemischter Satz Fahnberg 2011
Weingut Herndler, Schiltern bei Langenlois im Kamptal
Helles Gelb, zarte Frucht aber sehr deutliche Würze in der Nase, von recht zeitloser Stilistik; am Gaumen mittelkräftig, halbtrocken aber mit passender Säure als Gegenpol ohne süß-sauer zu wirken, mittellang mit gut eingebundenem Alkohol im Abgang (13%).
Dieser Wein aus Grünem Veltliner, Rotem Veltliner, Frührotem Veltliner, Gelbem Muskateller, Sauvignon blanc, Traminer und Chardonnay stammt von meinem Schulfreund Thomas (Link).
2 Gedanken zu „Weinrallye #56 – Gemischter Satz“