Was ist ein Kultwein?

Chateau Mouton-Rothschild 1982

 Foto: Dale Cruse

Dieser und anderen Fragen gehen drei Studentinnen des Universitätslehrganges für Werbung und Verkauf an der Wirtschaftsuni Wien im Rahmen ihrer Studie „Marketingstrategie von Kultweinen und wie sie als Bindeglied in der Kommunikation fungieren“ nach.

Per E-Mail haben sie mich gebeten, an dieser Umfrage teilzunehmen, und sie auch in meinem Blog zu bewerben, um ein größeres Publikum zu erreichen. Wer also den drei Damen helfen möchte, und ein paar Minuten Zeit hat, möge diesem Link folgen.

Mir selbst hat der Online-Fragebogen die (zugegebenermaßen nicht ganz neue) Erkenntnis gebracht, dass es gar nicht so einfach ist, den Begriff Kultwein pauschal zu definieren. Folgt man einigen der in Frage zwei angebotenen Definitionsmöglichkeiten, so gibt es zu (fast) jedem Attribut ein Kultwein-Gegenbeispiel:

Hochpreisig:

Wirklich billig sind echte Kultweine wohl nie. Aber in Relation zu den mehreren hundert Euro, die mancher (aktuelle!) Jahrgang von Mouton & Co. kostet, sind andere Kultweine geradezu preiswert.

Hoher Bekanntheitsgrad:

Die eine oder anderen Champagnermarke kennt – z. B. dank geschicktem Product-Placement – auch der mäßig interessierte Weintrinker. Manch anderer Kultwein ist jedoch nur einem vergleichsweise kleinen Kreis an Weinfreaks wirklich geläufig.

Spekulationsobjekt:

Bei einigen wenigen Kultweinen läßt sich mit dem Weiterverkaufen älterer Jahrgänge recht ansehnliche Rendite erzielen. Andere wiederum sind nach Jahrzehnten der Flaschenreife zwar immer noch „kultig“, aber kaum im Preis gestiegen.

Prestigeträchtig:

Diese Charakterisierung trifft wohl auf alle Kultweine zu. Allerdings ist Prestige nicht gleich Prestige, und es soll auch Kenner geben, die den einen oder anderen Kultweinkonsumenten für einen ahnungslosen Etikettentrinker halten.

Lange Tradition:

Ein Zitat aus Bordeaux, dessen Urheber mir leider entfallen ist besagt (zumindest sinngemäß), dass es leicht sei, einen Kultwein zu produzieren, mit Ausnahme der ersten einhundert Jahre. Sieht man sich aber die moderne Weinwelt an, gibt es zahlreiche Beispiele für einen schnellen, traditionslosen Aufstieg zum Kultwein.

Seltenheitswert:

Auch hier ist die Spanne zu groß, als dass man die Frage der Verfügbarkeit zu einem allgemeingültigen Kultweinkriterium machen könnte. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt sind viele Kultweine vergleichsweise leicht erhältlich, weil es davon jedes Jahr mehrere hunderttausend Flaschen und/oder einen gut funktionierenden Sekundärmarkt gibt.

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